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- Die Region Aachen

Die „Vision 2038. Leitlinien für einen erfolgreichen Strukturwandel 2.0“ hat die Region Aachen Zweckverband ihre Zukunftsvision für ihre 46 Städte und Gemeinden skizziert (vgl. Region Aachen Zweckverband, 2019). Der politische Beschluss zum frühzeitigen Ausstieg aus der Braunkohleförderung stellt nicht nur das Rheinische Revier vor enorme Herausforderungen, sondern vor allem auch die westlich angrenzenden Räume wie die Region Aachen. Um den Anspruch an „Europas zentralen Innovationsraum“ (Region Aachen Zweckverband, S. 6) einzulösen, werden Leitlinien für einen nachhaltig erfolgreichen Strukturwandel in den vier zentralen Zukunftsfeldern entwickelt: Energie und energieintensive Industrie, Innovation und Bildung, Raum und Infrastruktur sowie Ressource und Bioökonomie-Agrobusiness. Die relevanten Zukunftsthemen werden inhaltlich miteinander verflochten und als überzeugende inhaltliche Vision dargestellt. Auch wenn einzelne Umsetzungsprojekt bereits aufgerufen werden, so bleibt die Frage nach einem übergeordneten räumlichen Konzept mit Leitplanken für die Einbettung von Einzelmaßnahmen derzeit noch offen.

 

- Masterpläne für die individuellen Städte und StädteRegionen

Zwischen Köln und Kerkrade liegen nun jede Menge Städte, Ortschaften und Dörfer, die ihre jeweiligen Masterpläne und Entwicklungskonzepte aufgestellt haben:

Eine durch die historische Bausubstanz und die renommierte Universität der RWTH in besonderem Maße begünstigte Stadt Aachen hat mit der StädteRegion Aachen zwar das Potenzial der Region erkannt, doch funktioniert der regionale Konsens in vielen Bereichen, so auf dem Gebiet der Planung, nur äußerst eingeschränkt.

Eine Stadt wie Düren verfolgt mit ihrem Masterplan für die Innenstadt die Strategie, sich als Versorgungszentrum für die gesamte Region zu profilieren. Mit der Planung von interkommunalen Gewerbegebieten zwischen der Stadt Düren und den Gemeinden Kreuzau, Merzenich und Niederzier wird die räumliche Verflechtung über die Stadtgrenzen hinweg vorangetrieben.

Erftstadt ist erst 1969 durch den Zusammenschluss mehrerer Orte gebildet worden und  macht sich auf den Weg, für einzelne Stadtteile (wie beispielsweise Liblar) einen Masterplan aufzustellen und den Fokus auf den öffentlichen Raum als zentrale Stellschraube qualitätsvoller Stadtentwicklung zu richten. Das Agglomerationskonzept Köln/Bonn sieht perspektivisch in dem Erftkorridor und damit auch für Erftstadt ein enormes Entwicklungspotenzial.

Die Stadt Mönchengladbach möchte sich mit zahlreichen ambitionierten Stadtentwicklungsprojekten, sich als Hochschulstandort – zwischen Aachen – Düsseldorf, Köln und Bonn – profilieren und zu einer attraktiven Adresse für Wohnen und Arbeiten zu werden. Und eine Stadt wie Jülich wirbt mit dem Slogan „Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung“, der nicht zuletzt auf dem Forschungszentrum Jülich basiert, um neue Ansiedlungen und verweist auf den „Masterplan indeland 2030“, der einen interkommunalen Orientierungsrahmen für den anstehenden Strukturwandel bildet.

 

Der Blick auf diese ausgewählten Städte und Orte zeigt: Alle haben ambitionierte Ziele und wissen, dass diese jeweils nur in einem Schulterschluss über die kommunalen Grenzen hinweg einlösbar sind. Und sie sehen in dem anstehenden Strukturwandel eine riesige Chance, die innovative Zukunftsstrategien und Wege in der Beteiligung der Partizipation erfordert.

3. Eine polyzentrische StadtLandschaft als Erfolgsmodell​

Städtenetze gelten als vielversprechendes Modell für gegenwärtige und künftige Urbanisierungsprozesse. Für viele europäische Ballungsräume zählt die Schaffung von mehr Polyzentralität zu den wichtigsten langfristigen Zielvorstellungen; auch im Raum zwischen Köln und Kerkrade wird der Diskurs über polyzentrale und miteinander vernetzte Entwicklungsknoten als Prinzip für die künftige Entwicklung geführt. Auch wenn vor Ort die Kritik besteht, dass lange Zeit wenig koordinierte Handeln der einzelnen Städte ein Entwicklungshemmnis für die gesamte Region ist, dürfte die ausgeprägte räumliche Polyzentralität auch in Zukunft grundlegend sein.

- Räumliche Eigenlogik einer trinationalen StadtLandschaft

Auch wenn Städte und Dörfer sich derart wandeln, sie bleiben Orte des (kollektiven) Erinnerns und Erkennens, Orte, an denen Bindungen hergestellt werden. Identität und Heimat – Begriffe, die solche Qualitäten einer Stadt bezeichnen sollen – basieren jedoch nicht allein auf der Vertrautheit einer über lange Zeit in ihren wesentlichen Merkmalen kaum veränderten Lebensumwelt, sondern sind auf spezifische atmosphärische Qualitäten einer Stadt, eines Quartiers bzw. einer Region zurückzuführen. Deshalb ist nicht allein das baukulturelle Erbe mit seinen historischen Gebäuden, Straßen, Freiräumen, Stadtvierteln für die Identität einer Stadt maßgebend, sondern die Fähigkeit, im Rahmen neuen Städtebaus auch neue überzeugende, im besten Fall unverwechselbare Atmosphären zu kreieren. Das gilt in besonderem Maße für Städte, die kaum historische Viertel aufweisen – oder für große StadtLandschaften, für die solche kleinräumigen Quartiere kaum als alleinige Imageträger in Frage kommen. Identität ist jedoch nicht nur gebunden an unverwechselbare Atmosphären oder gut gestaltete Räume, sondern an die Lesbarkeit einer Stadt: Ihre Struktur und Regeln müssen verstanden werden und sich als einprägsame Raumbilder in die mental maps von Bewohnern und Besuchern einschreiben können.

 

Auch in der trinationalen und von der Industrie überformten StadtLandschaft finden sich jene Orte und Räume, die den Idealvorstellungen einer Europäischen Stadt entsprechen: historische Stadtkerne wie in Aachen, Ortskerne mit verwinkelten Fachwerkgassen wie in Monschau, Schlösser, Burgen und historische Parkanlagen, Gründerzeit-Viertel, Marktplätze und so weiter. Aber es gibt auch die „seelenlosen“ Umsiedlungsorte, die in der Folge des Bergbaus entstanden sind und nie dem Anspruch an identitätsstiftende Orte gerecht werden konnten?

 

- Räumliche Antworten auf spezifische Herausforderungen

Ein zukunftsfähiger Städtebau muss Antworten auf die spezifischen Herausforderungen der Region geben. Und dies sind im Einzelnen:

 

Verschränkung von Landschaft und Landwirtschaft

Lebensqualität wird zunehmend mit der Erreichbarkeit von attraktiven Landschaft- und Freiräumen angesehen. Zusammenhängende Landschaftskorridore wie das „Grüne C“ im Großraum Köln mit der Grünmetropole im Grenzraum zwischen Aachen, Kerkrade und Lüttich, können nicht nur identitätsstiftend wirken, sondern auch die räumliche Wahrnehmung einer attraktiven StadtLandschaft nachhaltig stärken. Außerdem bergen Formen von Bioökonomie und Landwirtschaft das Potenzial, die Städte und Dörfer auf kurzem Wege mit qualitätsvollen Nahrungsmitteln zu versorgen.

 

Seenlandschaft: zwischen „Indeschem Ozean“ und „Riviera“

Auch wenn die Seenlandschaft erst in ferner Zukunft Form annehmen und die Seenplatte in Gänze erlebbar sein wird, so startet in Inden 2030 die Flutung des ersten Tagebaus. Aus der heutigen Mondlandschaft wird nach und nach – gefolgt vom Tagebau Garzweiler und Hambach – eine Wasser-Freizeit-Landschaft neuen Ausmaßes.

 

Wissenschaftsparks und Technologielandschaft  

Schon heute zählt die Region zu den bedeutendsten Hochschullandschaften, gemessen an der Zahl der Studierenden, der Wissenschaftler, der Forschungsinstitute, des Forschungsvolumens, aber vor allem auch im Hinblick auf Exzellenz. Mit dem Strukturwandel lässt sich dieses Fundament – insbesondere auch in Form von dezentralen Standorten -  ausbauen und vernetzen.

 

Mit dem Wissen um derartige Besonderheiten und Eigenarten sind künftig städtebauliche Strategien für die Region zu entwickeln. Visionen, Strategien und städtebauliche Kampagnen rund um die „Eigenlogik“ der Städte und Orte sollten bezogen auf diese spezifische StadtLandschaft jedoch nicht allein auf den bereits vorhandenen Charakter fokussieren („Stärken stärken“), sondern ausgehend von neuen urbanen Herausforderungen auch neue unverwechselbare Qualitäten umfassen, um sie dann zu einer polyzentrischen StadtLandschaft zu vernetzen.

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